Der EU AI Act

Europas Antwort auf den Roboter mit Eigenleben

Der EU AI Act: Zwischen Gänserich und Gesetz – Was sich seit der Veröffentlichung wirklich geändert hat

I. Prolog: Von Phrasen, Paragraphen und dem digitalen Damoklesschwert

Wenn man am Frühstückstisch sitzt, den ersten Schluck Espresso trinkt, der Körper noch nicht recht weiß, ob er sich auf Arbeit oder Rasenmähen einstellen soll – und dann stolpert man über den Begriff „EU AI Act“. Ein Gesetz also. Klingt wie eine sehr trockene Theateraufführung, bei der Paragraphen über Paragraphen stolpern, um sich gegenseitig zu erklären, wie gefährlich sie sind. Doch weit gefehlt: Dieses Gesetz ist so viel mehr. Es ist Drama, Oper, manchmal auch ein Kabarett der Bürokratie. Und dennoch: Es betrifft uns alle.

Mann mit einer Trillerpfeife im Mund

II. Ein Rückblick auf das Gesetz mit dem längsten Atem Europas

Es begann, wie so vieles beginnt: Mit guten Absichten. Die Europäische Kommission dachte sich im Jahre 2021, es wäre doch schön, wenn künstliche Intelligenz – die damals schon mehr konnte als ein mittelbegabter Azubi im dritten Lehrjahr – irgendwie geregelt wäre. Es wurde viel diskutiert, geschliffen, gelobt, gescholten, überarbeitet. Bis schließlich am 12. Juli 2024 das finale Werk im Amtsblatt der Europäischen Union erschien. Ein monumentaler Text. Ein regulatorischer Monolith. Und ja – auch ein bisschen ein Meisterwerk der Paragrafenpoesie.

Die eigentliche Wirkung jedoch trat erst ab dem 1. August 2024 ein. In Kraft, aber nicht mit einem Donnerschlag. Vielmehr schlich sich der EU AI Act ins Rechtssystem wie eine Katze in ein unbeobachtetes Wohnzimmer – zunächst neugierig, dann dauerhaft.

III. Zeittafel des Fortschritts – ein gestaffeltes Drama

DatumRegelung
1. Aug 2024Inkrafttreten
2. Feb 2025Verbot bestimmter unannehmbarer Risiken, AI Literacy-Pflicht
2. Aug 2025Pflichten für GPAI-Modelle, Durchsetzung durch AI Office, Sanktionen & Behördenstruktur konkretisiert
2. Aug 2026Verordnung vollständig in Kraft (Start Übergangsfristen für Hochrisiko-Systeme)
2. Aug 2027Pflichten für Hochrisiko-KI gelten verbindlich

Diese Staffelung erlaubt es Unternehmen, sich nicht Hals über Kopf in Panikschweiß zu stürzen. Nein, man kann sich einen Plan machen. Und Tee. Viel Tee.

IV. Was sich seit Februar 2025 geändert hat

Die erste Stufe des Gesetzes zeigt schon Wirkung: Unannehmbare Risiken, wie manipulative Systeme, Social Scoring oder biometrische Echtzeiterkennung im öffentlichen Raum, sind strikt untersagt. Emotionserkennung hingegen bleibt differenziert geregelt: In sensiblen Kontexten wie am Arbeitsplatz oder in Bildungseinrichtungen zur Leistungsbewertung ist sie untersagt. In anderen Kontexten wie der Marktforschung (z. B. auf Messen) bleibt sie bei entsprechender Transparenz zulässig.

Neu ist ebenso: Die AI Literacy. Mitarbeitende müssen lernen, was sie da eigentlich benutzen. Ein Schritt, der so logisch wie überfällig war.

Mann hebt Hand

V. GPAI, Governance & Durchsetzung – ab August 2025

Ab August 2025 gelten umfangreiche Pflichten für General Purpose AI-Modelle (GPAI). Transparenz, Datenquellenoffenlegung, Urheberrechtsthemen und Dokumentationspflichten rücken ins Zentrum. Hinzu treten erste Durchsetzungsmechanismen durch die bereits seit Februar 2024 aktive zentrale EU-Behörde AI Office, das seither an Standards und Leitlinien arbeitet. Die Mitgliedstaaten müssen zudem ihre nationalen Aufsichtsbehörden benennen, die für die Überwachung zuständig sein werden.

Erstmals greifen auch Sanktionen, neue Vorgaben zur Vertraulichkeit sowie die neuen Rollen notifizierender Stellen für Konformitätsprüfungen. Damit beginnt die operative Phase der Governance-Struktur des EU AI Act.

Anwalt am Tisch

VI. Zwischen Pflicht und Chance: Was der EU AI Act für Unternehmen bedeutet

Nun könnte man geneigt sein, sich mit einer Mischung aus Resignation und Kamillentee zurückzulehnen. Doch so streng der EU AI Act anmutet – er ist nicht nur ein Mahnfinger, sondern auch eine Einladung. Eine Einladung, KI verantwortungsvoll, transparent und zukunftssicher in die Unternehmenspraxis zu integrieren. Wer frühzeitig die neuen Vorgaben prüft, seine Systeme kategorisiert und Prozesse sauber dokumentiert, gewinnt nicht nur regulatorische Sicherheit, sondern oft auch einen echten Wettbewerbsvorteil. Compliance wird zur Visitenkarte, zur Einladungskarte für neue Kunden und Partner, die Vertrauen suchen in einer Welt voller Algorithmen und Unsicherheiten.

Schulung zu KI-Compliance

VII. Und wo steht K11 Consulting?

Hier, gewissermaßen, mitten im Maschinenraum dieser neuen KI-Welt. Wir begleiten Unternehmen durch die Fallstricke und Fußnoten des EU AI Act. Wir übersetzen Paragrafen in Praxis, schaffen Strukturen, klären Verantwortlichkeiten und helfen bei der risikobasierten Einordnung Ihrer KI-Systeme. Zwischen AI Literacy, GPAI-Pflichten und den subtilen Nuancen der Transparenzregeln braucht es jemanden, der nicht nur die Theorie kennt, sondern die operativen Herausforderungen des Alltags versteht.

Und wenn dann eines Morgens beim ersten Schluck Espresso wieder dieser Begriff durch den Kopf tanzt – der EU AI Act – dann dürfen Sie sich entspannt zurücklehnen. Wir haben das im Blick.

KI-Beauftragter bei der Arbeit